Verbrechensopfern zu helfen – das ist seit rund dreißig Jahren das zentrale Anliegen von Dr. Staci Beers. Sie ist Koordinatorin für Opferhilfe der US-amerikanischen Bundespolizei FBI. Ziel ihrer Arbeit ist es, die Kommunikation von Polizeibeamten mit Opfern von Gewaltverbrechen zu verbessern. Dabei spielt ihr Labrador-Hund Wally eine besondere Rolle: Er ist ein sogenannter Krisenreaktionshund. Wie solche Hunde Opfer während der Polizeiarbeit unterstützen können, hat Dr. Staci Beers der Redaktion des WEISSEN RINGS im Interview verraten.
Dr. Beers, warum ist ein guter Erstkontakt von Polizei und Opfern wichtig?
Opfer sind Freiwillige. Wenn Strafverfolgungsbehörden zum ersten Mal mit den Opfern in Kontakt treten, beginnt der Prozess des Beziehungsaufbaus. Dieser erste Kontakt kann die Art und Weise beeinflussen, wie die Opfer mit den Strafverfolgungsbehörden in Kontakt treten wollen.
Wie können Opfer in die Ermittlungen miteinbezogen werden?
Eine Möglichkeit, die Opfer in die Ermittlungen einzubeziehen, besteht darin, ihnen Wahlmöglichkeiten anzubieten. Opfer zu fragen, wo sie während einer Befragung sitzen möchten, ob sie Wasser möchten und ob sie eine Pause brauchen, sind einfache Dinge, die die Strafverfolgungsbehörden tun können, um Opfer zu einem aktiven Teil der Befragung zu machen. Opfer können durch die Polizeiarbeit gestärkt werden, indem sie ein umfassendes Verständnis für den polizeilichen Prozess erhalten. Die Ermittler und Ermittlerinnen sollten jeden Schritt des Verfahrens erklären. Und wenn keine Anklage erhoben werden kann, könnte es daran liegen, dass die Tatbestandsmerkmale nicht erfüllt waren, und nicht daran, dass dem Opfer nicht geglaubt wurde.
Bei Ihrer Arbeit mit Opfern arbeiten Sie auch mit sogenannten Krisenhunden zusammen. Was ist die Idee dahinter?
Krisenreaktionshunde (Crisis Response Canines, CRC) sind ein innovatives Instrument in der Arbeit mit Opfern. Sie bieten einen unvoreingenommenen und nicht wertenden Ansatz, um Stress und Ängste bei Opfern zu mindern. Wir setzen unsere CRCs bei Befragungen, in Krankenhäusern, Gerichten, Vorfällen von Massengewalt und anderen Bereichen ein, um Opfer zu unterstützen. Unsere Erfahrungen sind überwältigend positiv. Sie werden sehr gut aufgenommen und können schnell eine Beziehung zu den Opfern aufbauen.
Zusammen mit Ihrem Hund Wally sind Sie selbst bei solchen Einsätzen dabei. Ist Ihnen eine besondere Erfahrung mit Wally oder den anderen Diensthunden in Erinnerung geblieben?
Es gibt so viele Erfahrungen, die wir mit unseren Krisenreaktionshunden gemacht haben. Zu sehen, wie ein Kind selbstbewusst in den Gerichtssaal geht, während es einen der Hunde an der Leine hält. Während einer Befragung ein Opfer zu treffen, das Angst hat, über das erlebte Verbrechen zu sprechen, und dann zusammen mit dem Hund auf dem Boden zu sitzen, während das Opfer erklärt, was ihm passiert ist. Einer Familie eine Trauma-Benachrichtigung zu überbringen, während sie in das Fell eines CRC-Hundes weint. Das sind nur einige Dinge, die wir mit den Hunden erleben durften.
Was muss sich in der Polizeiarbeit ändern, damit Opferschutz mehr Beachtung findet?
Es besteht immer die Möglichkeit, sich weiterzubilden, da wir immer von den Opfern lernen können. Innovation ist der Schlüssel, wenn wir uns neue Kenntnisse über bewährte Verfahren und Erfahrungen aneignen. Der Dialog zwischen Opfern, Opferschützerinnen und -schützern und Strafverfolgungsbehörden kann uns helfen, zu wachsen.
Laura Hohmann