Polizeiliche Kriminalstatistik 2021

Weniger Gewaltverbrechen, mehr Kinderpornographie

Berlin – Die Kriminalitätsbelastung in Deutschland nimmt ab: 2021 ist die Zahl der von der Polizei erfassten Straftaten im fünften Jahr in Folge gesunken. Bundesweit wurden insgesamt knapp 5,05 Millionen Fälle registriert. Mit einem Rückgang von 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr war die Entwicklung diesmal sogar noch deutlicher als im ebenfalls von der Corona-Pandemie überschatteten Jahr 2020. In den Jahren 2014 bis 2016 hatten die Fallzahlen jeweils über sechs Millionen gelegen.

Der Überblick:

Opfer:
Obgleich im vergangenen Jahr weniger Straftaten verübt wurden, stieg die Zahl der Opfer im Alter unter 14 Jahren im Vergleich zum Vorjahr an. Im vergangenen Jahr wurden laut Statistik 71.931 Kinder Opfer von Straftaten. Das waren 1825 ganz junge Opfer mehr als im Jahr zuvor.

Gewaltkriminalität:
Die Zahl der registrierten Gewaltdelikte ging im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück – um 6,8 Prozent auf 164.646 Fälle. Etwa vier von fünf Gewaltstraftaten wurden aufgeklärt. Eine leichte Zunahme um 1,5 Prozent gab es lediglich bei Vergewaltigung, sexueller Nötigung und besonders schweren sexuellen Übergriffen.

Kriminalität im Internet:
„Wir beobachten insgesamt eine strukturelle Veränderung der Kriminalität“, sagt BKA-Präsident Holger Münch. Seit 2015 habe sich die Zahl der von der Polizei erfassten Cybercrime-Delikte etwa verdoppelt. Im vergangenen Jahr wurden der Polizei 146.363 Fälle bekannt – obwohl die Anzeigequote in diesem Bereich niedrig ist.

Kindesmissbrauch:
Einen Anstieg zeigt die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2021 beim Kindesmissbrauch – um 6,3 Prozent auf 15.507 Fälle. Noch deutlicher beim Handel mit Darstellungen sexuellen Missbrauchs an Kindern (plus 108,8 Prozent). Ein Grund ist die hohe Zahl von Meldungen des National Center of Missing and Exploited Children in den USA zu Delikten mit Tatort in Deutschland.


Ein weiterer Faktor ist den Angaben zufolge, dass Kinder und Jugendliche – kinder- und jugendpornografische Bilder in Gruppenchats teilen und somit verbreiten, zum Beispiel via WhatsApp, Instagram oder Snapchat. Manchmal ohne zu wissen, dass dies verboten ist.

Aufklärungsquote:
Hier ist der mittelfristige Trend positiv. Im vergangenen Jahr hat die Polizei 58,7 Prozent aller Fälle aufgeklärt. Zehn Jahre zuvor lag die Aufklärungsquote bei 54,7 Prozent. Allerdings weist das BKA in den Anmerkungen zu seiner Statistik auf einen Zusammenhang mit dem Rückgang der Diebstahlsfälle hin. Denn bei diesem Delikt ist die Aufklärungsquote generell niedrig, während sie beispielsweise beim Stalking oder beim Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte jeweils bei über 90 Prozent liegt.

Messerangriffe:
Erstmals in der Statistik ausgewiesen werden Messerangriffe. Das hatte die Innenministerkonferenz angeregt. Für das Jahr 2021 zeigt sich: Bei 6,6 Prozent der Gewaltdelikte wurde ein Messer benutzt oder als Drohmittel verwendet. Als „Messerangriffe“ im Sinne der Statistik gelten alle Taten, bei denen „der Angriff mit einem Messer unmittelbar gegen eine Person angedroht oder ausgeführt wird“. Es reicht also nicht, dass ein Tatverdächtiger ein Messer lediglich bei sich führt – etwa verdeckt in der Jackentasche.

Einbrüche:
Die Zahl der angezeigten Wohnungseinbrüche war wegen der Lockdown-Maßnahmen und Reisebeschränkungen schon 2020 rückläufig. Im vergangenen Jahr sank sie abermals – um 27,7 Prozent auf 54.236 Fälle. Die Schadenhöhe habe sich nach Angaben der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) insgesamt um 40 Millionen Euro auf 180 Millionen Euro verringert. Der Summe, die im Schnitt pro Schaden anfiel, stieg laut GDV von 2700 Euro auf 3100 Euro.

Quellen:
Text: dpa
Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Auf dem Foto: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU, l-r), BKA-Präsident Holger Münch und Innenministerin Nancy Faeser (SPD stellten die Kriminalstatistik 2021 vor.