WEISSER RING: „Rechtliche Mindeststandards bedürfen einer Überarbeitung“
Berlin – Mehr als 300 Opferschützerinnen und Opferschützer aus aller Welt haben drei Tage lang auf der Jahreskonferenz von Victim Support Europe (VSE) in Berlin diskutiert. Auf der Tagesordnung standen Fragen wie: Wie lassen sich Hass und Gewalt bekämpfen? Wie opferorientiert arbeitet die Polizei? Wie können Opfer aus Krisengebieten unterstützt werden – zum Beispiel aus der Ukraine? Die Veranstaltung unter dem Titel „Schutz der Grundfreiheiten – gelebter Opferschutz“ war die bisher bestbesuchte Jahreskonferenz von VSE.
„Müssen unser Wissen nutzen“
(Foto: Ahlers)
VSE-Präsidentin Rosa Jansen (Niederlande) zeigte sich hochzufrieden: „Auf dieser Konferenz kamen Jung und Alt zusammen, um sich mit so viel Energie auszutauschen. Es gibt in dieser Welt keine komplexere Aufgabe als den Opferschutz“, sagte sie am Freitag in Berlin. „Deshalb ist die Zusammenarbeit zwischen allen Partnern so wichtig. Wir dürfen nicht zögern, müssen aufstehen und unser Wissen nutzen!“
Petra Klein, VSE-Vize-Präsidentin und stellvertretende Bundesvorsitzende des deutschen Gastgebers WEISSER RING, sagte: „Die Konferenz hat gezeigt, dass die Mindeststandards für Opferrechte einer Überarbeitung bedürfen, da immer noch sehr wenige Betroffene den Weg zur Polizei finden.“ Sie betont: „Ich fand es ganz wichtig, dass sich am zweiten Konferenztag Polizei und Opferhilfsorganisationen über Opferrechte austauschen konnten, damit Opfer im Strafverfahren unterstützt und begleitet werden und so ihre Rechte wahrnehmen können.“ Klein sieht hier seitens der Politik noch großen Handlungsbedarf.
Gäste aus Europa, Asien und Amerika
Die VSE-Konferenz ist eine der größten und wichtigsten Veranstaltungen im Bereich der Opferhilfe weltweit. Veranstalter der Tagung ist Victim Support Europe (VSE), der Dachverband der europäischen Opferhilfeorganisationen, Gastgeber ist der WEISSE RING, Deutschlands größte Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer. Die VSE-Konferenz findet einmal jährlich statt, zuletzt war sie im Jahr 2010 in Deutschland. 2023 waren Teilnehmer aus zahlreichen europäischen Ländern zu Gast, aber auch aus den USA und Asien.
Die nächste Jahreskonferenz findet 2024 in Zagreb (Kroatien) statt.
Kurze Zusammenfassungen der drei Konferenztage:
Tag 1: „Wie bemesse ich den Wert eines Menschenlebens?“
Tag 2: „Polizeibeamte müssen wissen, was Opfer durchmachen“
Tag 3: „Im Interesse der Opfer dürfen wir keine Zeit verlieren“