Erfurt – Zwölf Lehrkräfte, eine Schülerin und ein Schüler, eine Sekretärin und ein Polizist: In Erfurt wird an diesem Dienstag der 16 Opfer des Amoklaufs im Gutenberg-Gymnasium vor zwanzig Jahren gedacht. Schüler und Lehrer von heute wie damals versammeln sich dazu an der Gedenktafel mit den Namen der Opfer. Zudem sollen um 11.00 Uhr die Glocken in der Thüringer Landeshauptstadt läuten. Zu dieser Zeit hatte am 26. April 2002 die Tat eines ehemaligen Schülers begonnen.
(Archiv-Foto: Martin Schutt/dpa)
„In diesem Jahr ist der Tag etwas anders als in den Jahren zuvor gestaltet“, sagt Schulleiterin Christiane Alt. Mit Teilen ihrer Biografie sollen die Opfer in den Ansprachen detaillierter porträtiert werden. „Wir haben die Gruppe der aktuellen Schüler, für die ist es ja so ähnlich wie aus dem Geschichtsbuch und wir müssen versuchen, da Leben einzuhauchen in diese Thematik und besonders die Opfer aus ihrer Anonymität rausholen, indem wir über sie erzählen.“
In diesem Jahr sollen sich Angehörige, Ehemalige, Förderer und Freunde im Anschluss an die Gedenkveranstaltung wieder – unter Ausschluss der Medien – in der Schule begegnen können. Um 18.00 Uhr ist zudem eine Gedenkandacht in der Andreaskirche Erfurt geplant.
Popstar Elton John spendete Konzerteinnahmen
(Foto: Laurence Chaperon)
„In den 30 Jahren unseres Bestehens in Thüringen war der Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium eines der einschneidenden und prägendsten Ereignisse. Ein Mensch hat 16 unschuldige Menschen und sich selbst getötet, hat ihnen von einer Sekunde zur anderen alles genommen“, sagt Marion Walsmann, Landesvorsitzende des WEISSEN RINGS in Thüringen. „Der 26. April 2002 ist auch heute noch eine tiefe Narbe unserer Stadt.“
Der WEISSE RING habe nach besten Kräften versucht, den Opfern zu helfen, sie zu begleiten, sagt Walsmann. Dank vieler Spenden sei es gelungen, den Opfern und Hinterbliebenen Rückhalt zu geben. Unter anderem spendete Popstar Elton John die Einnahmen seines Konzerts in Erfurt im Juni 2002 für Opfer und Hinterbliebene. Rund 172.000 Euro wurden dabei auf ein Spendenkonto des WEISSEN RINGS überwiesen, das dieser gemeinsam mit der Thüringer Allgemeinen Zeitung für die Unterstützung der Opfer und Hinterbliebenen eingerichtet hatte. Der Sänger hatte in einem Brief Schüler, Eltern und Lehrer des Gutenberg-Gymnasiums mit einem persönlichen Brief zu dem Abend eingeladen.
„Wir können nicht Musik machen, ohne daran zu denken, weshalb wir hier sind“, sagte der Elton John auf dem Konzert.
Der Amoklauf in Erfurt war das erste Schulmassaker eines solchen Ausmaßes an einer deutschen Schule, dem 2009 die Tat im baden-württembergischen Winnenden folgte. Zuvor waren Massaker mit Schusswaffen ein Phänomen, dass man in Deutschland aus den USA kannte, etwa von der Columbine High School in Littleton (1999).
Wir gedenken:
Heidrun Baumbach
Monika Burghardt
Dr. Birgit Dettke
Yvonne-Sofia Fulsche Baer
Andreas Gorski
Rosemarie Hajna
Susann Hartung
Gabriele Klement
Hans Lippe
Ronny Möckel
Carla Pott
Helmut Schwarzer
Hans-Joachim Schwertfeger
Anneliese Schwertner
Heidemarie Sicher
Peter Wolff
Quellen:
Text: Christian J. Ahlers mit Material der dpa
Foto: Jan-Peter Kasper/dpa (aus dem Jahr 2002)